Grabenlose Kanalsanierung

Bereits Mitte der 1950er Jahre setzte in Deutschland die grabenlose Erneuerung von Rohrleitungen im Trinkwasser- und Gasbereich ein. Auf diese Weise wurde 1956 die Trinkwasserleitung von Wilhelmsburg saniert, die noch heute in Betrieb ist.


In den 1960ern experimentierten britische Ingenieure mit Verfahren, die Substanz erhaltend zur Kanalsanierung des über 165-jährigen Londoner Abwassernetzes eingesetzt werden konnten. 1971 gelang Eric Wood mit dem Schlauchlining eine Basisinnovation. Die Idee war, einen Kanal mit einem Kunstharz getränkten Schlauch auszukleiden, den man zu einem selbsttragenden Rohr aushärten kann.


Anfang der 1980er regte ein britisches Energieunternehmen (British Gas / heute: BG Group) eine Methode an, mit der nicht mehr funktionstüchtige Rohre grabenlos durch neue ersetzt werden können: das Berstlining. In den 1990er Jahren kam durch neue Techniken verstärkt der Bereich der Freispiegelleitungen hinzu. In den letzten 30 Jahren wurden grabenlose Verfahrens- und Materialvarianten sukzessive weiterentwickelt. Zu den bekanntesten und am häufigsten angewandten Verfahren zählen neben dem Schlauchlining den partielle Liner, das Rohrstranglining, das Berstlining, Close-Fit-Verfahren und das Pipe-Eating (Mikrotunnelbau).


Zur Erklärung beschränken wir uns jedoch auf den meist angewandten Verfahren, nähmlich:

Kurzliner REMOSA

Schlauchliner

Der Schlauchliner ist ein ebenfalls mit Reaktionsharz getränkter Filzschlauch. Er ist exakt auf den Innendurchmesser des zu sanierenden Kanalabschnitts vorgefertigt. Das Material ist wie bei den Kurzliner korrosionsbeständig.


Ausschlaggebend für die statische Tragfähigkeit des Liners ist auch hier die Menge des Reaktionsharzes, mit der das Trägermaterial getränkt wird. Verwendet werden Epoxid-, Polyurethan- oder Organomineralharze.


Der Schlauchliner wird über vorhandene Öffnungen mittels Luft-, oder Wasserdruck eingeführt. Innerhalb kurzer Zeit ist das Material ausgehärtet und damit fest mit dem alten Rohr verbunden.


Schlauchliner REMOSA



Zur Qualitätskontrolle und Gütesicherung gibt es in Deutschland eine Vielzahl an Regelwerken und Merkblättern mit unterschiedlicher rechtlicher Bindungskraft. Einen Maßstab für tadelloses technisches Verhalten bilden die DIN-EN-Normen.


Weitere wichtige Informationsquellen sind die Arbeits- und Merkblätter der ATV-DVWK (Abwassertechnische Vereinigung – Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall) sowie die Güte- und Prüfbestimmungen des Deutschen Instituts für Gütesicherung und Kennzeichnung e.V.


Einen besonderen Stellenwert haben die Merkblätter des Rohrleitungssanierungsverbandes (RSV), der 1992 von den führenden deutschen Rohrsanierern als Verband zur Qualitätssicherung gegründet wurde.